Engelnstedt
Ortheimatpflege - Unser Dorf - Geschichten aus der Kriegszeit

Granat - und Bombensplitter suchen

 

Nach Fliegeralarm, Granatfeuer und Bombenabwürfen in unserer Nähe hatten wir Kinder, wenn Entwarnung gegeben war, nichts Eiligeres zu tun, als Bombensplitter und Granatsplitter zu suchen.

Die Bomberverbände wurden durch die rund um die Hermann-Göring-Werke stationierten Flakgeschütze beschossen. Nachts kamen ihnen riesige Scheinwerfer der Fliegerabwehr  zur Hilfe, um die Flugzeuge mit ihrem Lichtstrahl ins Kreuz zu nehmen.

Unser erstes Sammlerziel waren die Bombentrichter, in die man gut und gern ein kleines Wohnhaus hätte stellen können. Im Umkreis um sie herum wurden wir bald fündig. Dort fanden wir oft Bombensplitter von 20 bis 40 Zentimeter Länge und bis 10 Zentimeter Breite, die Splitter waren bizarr zerrissen ringsum.

Die Granatsplitter waren viel kleiner. Wenn noch nicht viel Zeit nach einem Angriff vergangen war, hielten wir uns die frischen Splitter an die Backe und meinten, sie seien noch warm.

Ganz besondere Fundstücke waren für uns Granatenböden und die Führungsringe der Granaten aus Kupfer oder Bronze.

Alles wurde gesammelt und aufbewahrt, bis der Ratsche-Müller aus Salder mit seinem Handwagen durch das Dorf zog und rief: "Lumpen - Eisen - Knochen - Papier".

Er hatte immer einen kleinen Wiegebalken bei sich, mit dem er das Gewicht der Altwaren feststellte. Doch dass er schummelte, hatten wir Kinder bald raus.

Er hielt seine Waage in der Hand und bremste mit dem Daumen den Wiegebalken, damit nicht zu viel Gewicht angezeigt wurde. So brauchte er nicht soviel bezahlen.   

                                                                                                                                    

Eigene Aufzeichnung von Ortsheimatpfleger Heinrich Hagemann 2004

 

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