Engelnstedt
Ortheimatpflege - Unser Dorf - Geschichten aus der Kriegszeit

Schweineschlachten in der Engelnstedter Windmühle

 

Mein Vater erzählte gern, wenn wir auf die Windmühle zu sprechen kamen, von der Müllerfamilie Wucherpfennig, die von Frühjahr bis Herbst unter der Mühle ihre Sommerresidenz hatten, also hier wohnten.

Der riesige Mühlenbock war zu der Zeit ringsum  und von oben schräg als Dach mit Brettern verkleidet. So entstanden vier separate Räume, zwei zum Wohnen, einer als Abstellraum und einer als Schweinestall. Hier wurde das Jahr über von dem abgenommenen Schrot (eine kleine Schaufel voll pro Sack, geht in den Staub) ein Schwein fett gefüttert.

Das Schwein sollte nun geschlachtet werden. Der Schlachter ging mit einem Strick, den er dem Schwein um ein Bein binden wollte, in den fensterlosen Raum. Er erwischte aber wegen der Dunkelheit das eine Hinterbein nicht und so versuchte das Schwein, nichts Gutes ahnend, fluchtartig den Stall zu verlassen. In der Tür stand Frau Wucherpfennig mit ihrer großen umgebundenen Zuppelschürze, um das Schwein aufzuhalten.

Doch das nützte gar nichts; wie besessen wollte das Schwein flüchten und verfing sich mit dem Kopf in der Schürze der Müllerin, die wiederum vornüber auf den Rücken des Schweins fiel und so rückwärts reitend, in den langen Borsten festgekrallt, mit dem jetzt blinden Schwein ihre Runden drehte.

Vor lauter Lachen und mit Tränen in den Augen konnte mein Vater diese wahre Begebenheit manchmal kaum zu Ende erzählen. 

 

Zusammengetragen von Ortsheimatpfleger Heinrich Hagemann 2004

Muehle

Designed&programed by Hagemann, Germany, 2018