Engelnstedt
Ortheimatpflege - Unser Dorf - Geschichten aus der Kriegszeit

Die Sülzenpresse

Schlachtefest im Winter 1946

 

Wir hatten seit einem halben Jahr einen jungen Mann aus der Tschechei auf unserem Hof beschäftigt. Für ihn war das Schlachten mit der Sülzenpresse etwas Neues.

Das Schwein hing schon ausgeschlachtet am Haken zum Auskühlen. Nach einem ausgiebigen Frühstück musste das Schlachtgeschirr geholt werden. Ein Pferd wurde vor den leichten Einspänner-Wagen gespannt und ab ging es zu dem Hof, wo gestern geschlachtet wurde. Dort wurden aufgeladen, in Holzkisten verpackt, der Fleischwolf, die Wurstmaschine, die Büchsenmaschine und die große Schaumkelle aus Messing, mit der man das gekochte Fleisch und später die Kochwurst und die Büchsen aus dem Kessel nehmen konnte.

Nachdem wir wieder zurück waren, sagte Hausschlachter Meyer, dass nur noch die Sülzenpresse fehle.

Um sie zu holen wurde der nichts ahnende Sepp mit einer großen Kiepe, die ihm auf den Rücken gebunden wurde, zur Schmiede geschickt. Dort durfte er die Kiepe nicht absetzen sondern sie rückwärts auf den Amboss stellen. Schmiedemeister Albert Vasterling packte mehrere schwere Eisenteile, die er sich schon parat gelegt hatte, in die Kiepe und Sepp marschierte wieder los auf unseren Hof, wo er schon vom Schlachter und uns empfangen wurde.

Der Schlachter warf einen kurzen Blick in die Kiepe und sagte ganz erstaunt "das ist ja die kleine Sülzenpresse, wir brauchen aber die große". Schon etwas ärgerlich machte sich Sepp mit der schweren Last wieder auf den Weg zur Schmiede. Hier wurden einige Eisenteile ausgewechselt und noch ein paar mehr als vorher hineingepackt.

Keuchend kam er das zweite Mal auf dem Hof an und wurde mit großem Gelächter empfangen. Den Grund dafür sah er, als wir ihm die schwere Kiepe abnahmen. In ihr befand sich nur Eisenschrott aus der Schmiede. Vor Wut schnaubend verschwand er auf seiner Kammer, wo er sich nur ganz allmählich beruhigte.

                                                                                                                                                               Eigene Aufzeichnung von Ortsheimatpfleger Heinrich Hagemann 2004

 

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