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Bomber, Luftminen und ein verrutschtes Dach

 

Es muss im Juni1943 oder 1944 gewesen sein. Die Sirenen heulten immer öfter nachts und auch am Tage und kurz darauf kamen die viermotorigen Bomberverbände über uns hinweggebrummt Richtung Osten.

Einmal in der Nacht war Braunschweig dran. Einige voraus fliegende Maschinen hatten Weihnachtsbäume (Christbäume) gesetzt. Sie dienten zur Markierung der Abwurfstellen, leuchteten rot, grün und gelb, schwebten ganz langsam zur Erde und erleuchteten alles taghell.

Im Nu waren die Bomberverbände zur Stelle und legten einen Bombenteppich über Braunschweig. Man hörte ein unheimliches Donnern und Krachen und sah es unaufhörlich Blitzen. Nach einiger Zeit wurde es wieder still, aber ein riesiger Feuerschein war noch die ganze Nacht am Himmel zu sehen.

Einmal bei guter Sicht konnten wir sogar die Bombardierung von Kassel am Himmel erkennen. Es sah aus wie Wetterleuchten.

Ungefähr zur gleichen Zeit fiel am Reppnerweg nordwestlich vom Dorf eine Luftmine. Wie wir später sahen, hatte sie auf dem Acker kaum ein Loch hinterlassen, doch beim Getreide im großen Umkreis standen nur noch die Halme ohne Ähren. Auf unserem Hof hinterließ diese Mine einen großen Schaden am Scheunendach. Eine Luftmine erzeugt bei der Explosion eine Druck - und eine Saugwelle. Durch diese Saugwirkung wurden die Falzziegel des nach Norden zeigenden Scheunendaches einige Zentimeter angehoben, lösten sich von den Dachlatten und rutschten ein paar Zentimeter nach unten. Die Ziegel blieben aber alle auf dem Dach liegen. Es gab keinen Bruch.

Eine schöne Bescherung ! Dachdecker oder andere Hilfen waren für sofort nicht zu bekommen. So blieb meinem Vater nichts anderes übrig, als das ganze Dach, an einer Seite angefangen, umzudecken. Jede Ziegel musste angefasst und neu auf die Dachlatten gelegt werden, immer von unten nach oben.

Tagelang ist er auf dem Dach herumgeklettert, die Gerstenernte stand bevor und viele andere Arbeiten warteten auf ihn. Aber mit eisernem Willen hat er es geschafft, das Dach wieder dicht zu bekommen.   

                                                                                                                                                      Eigene Aufzeichnung von Ortsheimatpfleger Heinrich Hagemann 2004