Engelnstedt
Ortheimatpflege - Unser Dorf - Geschichten aus der Kriegszeit

Fahrradbereifung in den letzten Kriegsjahren und kurz danach

 

Die Bereifung auf den Rädern wurde mit der Zeit immer brüchiger und rissig. Neue gab es nicht wegen der allgemeinen Materialknappheit.

Bei kleinen Rissen an den Reifen half uns unser Sattler, indem er von innen mit Pechdraht einen kleinen, dünnen Lederflicken auf den Riss nähte.

Eine andere Reparaturmöglichkeit  war bei Wulstreifen, - die zu der Zeit hauptsächlich  gebräuchlich waren -, das Drüberlegen eines je nach Größe des Loches zurechtgeschnittenes Stück Wulstreifen. Das konnte zwischen 5 und 15 cm lang sein. Das Lenken und Fahren bereitete dann etwas Schwierigkeiten je nach Anzahl der drüber gelegten Stücke. Waren die Stücke am Vorderrad montiert, musste man sehr darauf achten, nicht die Vorderradbremse zu betätigen, da sonst der Bremsklotz sich hinter den Flicken hakte und man mit dem Fahrrad kopfüber flog.

Eine Primitive Lösung, die Bereifungsfrage in den Griff zu bekommen, wurde bei uns in der Nachbarschaft ausprobiert.

Zwei Jungen, einige Jahre älter als ich, ließen sich durch einen Verwandten, der in Lengede auf dem Schacht arbeitete, alte dickwandige  Bohrschlauchenden mit einem Außendurchmesser von 3 - 4 cm mitbringen. Diese wurden auf Länge geschnitten, waagerecht ca. 3 cm vom beiden Enden des Schlauches gelocht und mit einem stabilen Draht zusammen gerödelt. Fertig war die Fahrradbereifung! Es fuhr sich fast wie auf Vollgummi, aber immer noch besser als kein Fahrrad.

 

Eigene Aufzeichnung von Ortsheimatpfleger Heinrich Hagemann 2005

 

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