Engelnstedt
Ortheimatpflege - Unser Dorf - Geschichten aus der Kriegszeit

Der tote Mann an der Böschung

 

Das große voll Wasser gelaufene Auffangbecken für Flugasche im Dummen Bruch hatte eine starke Anziehungskraft für die Engelnstedter Kinder, zumal sonst keine geeignete Badegelegenheit in der Nähe war.

Es muss im Herbst 1945 gewesen sein; ich war mit meinem Cousin H. B. und mehreren anderen Engelnstedtern auf Entdeckungstour im Dummen Bruch zuerst auf der Broistedt - Vallstedter Seite, wo das Scheinwerk der Hermann - Göringwerke aufgebaut war und von der Bevölkerung der umliegenden Dörfer nach und nach abmontiert wurde.

Ich hatte mir einen großen Scheinwerfer mitgenommen. Der war von außen schwarz und von innen weiß emailliert. Er diente jahrelang bei uns als Hofbeleuchtung.

Auf dem Rückweg mussten wir natürlich dem randvoll mit Wasser gefüllten Auffangbecken einen Besuch abstatten. Wir kletterten von Norden her die ca. 8 - 10 m hohe Böschung hinauf und hatten die große Wasserfläche vor uns. Links in der Ecke, wo die Nord -  und die Ostseite der Dämme sich trafen, konnten wir etwas im Gras liegen sehen.

Als wir näher kamen, bot sich uns ein schreckliches Bild -------------- In der Schräge der beiden Böschungen lag ein Mann auf dem Rücken mit aufgeschlagenem Kopf nach unten. Eine Blutspur verlief sich im Gras.

War er tot? ------ Uns packte die panische Angst, ------- wir liefen, so schnell wir konnten, nach Engelnstedt zurück. Dort meldeten wir das, was wir gesehen hatten, unserem Gemeindediener Wilhelm Langemann. Später mussten wir noch einmal zu dem Fundort zurück, um der Polizei den wahrscheinlich Toten zu zeigen.

Wie sich später herausstellte, war der Mann ein ermordeter Ausländer.

In der nächsten Zeit trauten wir uns nicht mehr so weit weg vom Dorf, vor allem nicht ins Dumme Bruch.

 

Eigene Aufzeichnung von Ortsheimatpfleger Heinrich Hagemann 2005

 

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