Engelnstedt
Ortheimatpflege - Unser Dorf - Geschichten aus der Kriegszeit

Rübenklauen vor Krähenriede und vergebliche Bewachung

 

Erich Bethmann wurde 1943 von Hallendorf nach Engelnstedt umgesiedelt.

Er bekam den Traubeschen Hof. Dieser hatte u. a. auch Ländereien am Reppnerwege an der Ostseite der 1937 - 38 erbauten Arbeitersiedlung Krähenriede.

Im Herbst 1947 waren dort  auf einem 11 Morgen großen Acker Zuckerrüben herangewachsen. Zum Ernten kam Erich Bethmann leider nicht, denn innerhalb kurzer Zeit in einigen mondhellen Nächten sind viele Anwohner von Krähenriede und Abschnitt V über den Acker hergefallen und haben ihn leergeräumt.

Hauptsächlich dienten die Rüben zur Herstellung von Schnaps, was in dieser Zeit ein begehrtes Tauschobjekt war. Außerdem wurde Sirup daraus gekocht.

Bethmann konnte gerade mal 6 Ackerwagen mit je ca. 80 Zentnern reine Rüben in der Zuckerfabrik Broistedt abliefern, die Reste, die mühselig noch von dem Acker zusammengesammelt werden konnten. Als er später für sich und seine Leute Zucker dort abholen wollte, bekam er keinen, weil er zu wenig Rüben abgeliefert hatte.

Im nächsten Jahr wurde ein Acker Rüben näher an Engelnstedt angebaut.

Als im Herbst die Erntezeit kam, stellten wir im Dorf eine Wachmannschaft auf, um die ungebetenen Leute vom Acker zu vertreiben. Gleich am ersten Abend, der Mond schien hell, schlichen wir uns vorsichtig im Schutze von Erdwällen, die beim Bau der Städtestrasse am Acker entlang entstanden waren, heran. Und was sahen wir?

Auf dem Acker bewegten sich an vielen Stellen dunkle Gestalten, die damit beschäftigt waren, Rüben auszureißen, zu entblättern und in Säcke und Handwagen zu verstauen.
Wir waren nur 5 Mann mit Knüppeln bewaffnet und mit einem Hund. Plötzlich rief mein Vater laut: "komet mal alle heier her!"

Daraufhin ließen alle Gestalten ihre Werkzeuge fallen und ergriffen die Flucht mit Säcken, Handwagen und Fahrrädern.

Gerade das wollten wir erreichen, denn wir waren eine kleine Minderheit, die gegen die Überzahl auf dem Acker immer den Kürzeren gezogen hätte.

In den nächsten Nächten wurde es dann ruhiger auf dem Acker und die Rüben konnten, wenn auch mit ziemlichen Verlusten gerodet und zur Fabrik gebracht werden.

Eigene Aufzeichnung von Ortsheimatpfleger Heinrich Hagemann 2005

 

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