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Splitterbunker im Blumengarten
Unser Wohnhaus "Auf der Graube1" hat keinen Keller unter dem Haus, sondern einen kleinen Keller mit Dach neben dem Haus und war somit ungeeignet als Luftschutzbunker.
Mein Vater war daher gezwungen, zum Schutz für seine Familie 1943 einen Erdbunker zu bauen, denn Fliegeralarm kam immer öfter.
Im Blumengarten in der Nähe der Mauer, die unseren Hof nach Osten umgibt, wurde zunächst ein riesiges Loch von ca. 3 x 2 x 1,8 m ausgeschachtet. In die 4 Ecken kamen je ein alter Fachwerkbalken und auf den Längsseiten noch zusätzlich ein Balken dazwischen. Hinter diese Balken wurden stärkere Bohlen und Bretter, die auf dem Hof vorhanden waren, geschoben. Hiermit sollte verhindert werden, dass Erde an den Seitenwänden nachrutschen konnte. Die Balken bekamen in den Boden eingelegte Zwischenhölzer und obenauf ebenfalls Querhölzer, aber enger gelegt und stärker. Mit Brettern und Dachpappe wurde die Decke abgedichtet und sämtlich Erde als großer Hügel obenauf gepackt.
Der Eingang zeigte nach Süden, war ca. 1m lang, knickte dann im Winkel von 90° nach Westen ab und führte als ausgestochene Treppe nach oben. Die Vorderkanten der Treppenstufen waren senkrechte Bretter mit davor in die Erde geklopften Holzpflöcken.
Der Eingangsbereich wurde ebenfalls von oben und seitlich mit Erde abgedeckt und mit einer dicken Holztür verschlossen.
Bei Fliegeralarm weckte die Mutter uns Kinder und achtete darauf, dass jeder seinen bereit stehenden Koffer mitnahm in den Bunker, ebenfalls eine kleine Umhängetasche mit einer Volksgasmaske und einem Mundschutz.
Wir waren dann bis zu 8 Personen im Bunker, Vater, Mutter 2 Kinder, die Lehrerin Frl. Ehlers, das Polenmädchen Janka und die Ukrainer Stanislawa und Nikolaus, später noch mit einem Baby.
An eine Nacht kann ich mich noch gut erinnern, als gleich nach dem Alarm ganz in unserer Nähe eine Luftmine fiel und neben unserer Haustür mehrere Fensterscheiben zu Bruch gingen. Die Scherben lagen vor dem Haus auf unserem Weg zum Bunker. Meine Mutter hatte in der Eile keine Schuhe mehr anbekommen und lief barfuss durch die Glassplitter, ohne sich dabei zu verletzen. Hinterher war das für uns alle wie ein großes Wunder.
Eigene Aufzeichnung von Ortsheimatpfleger Heinrich Hagemann 2004
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