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Die Überraschung im Steintopf
Als die Familie J.. mit Oma und Onkel Gerd noch bei Tante Lieschen Wasmus in Engelnstedt wohnten.
Es war eine schwere Zeit nach dem Kriege. Lebensmittel waren überall knapp und wenn man etwas bekam, war es sehr teuer oder es wurde auf dem Schwarzmarkt gekungelt oder getauscht.
Ein begehrtes Lebensmittel war zu der Zeit der Rübensaft. Er musste mit viel Arbeitsaufwand hergestellt werden. Als Grundstoff benötigte man Zuckerrüben, die gewaschen, zerkleinert und gekocht werden mussten. Mit einer Spindelpresse wurde dann der Saft herausgepresst und durch längeres Kochen eingedickt. Der fertige Sirup kam in die Speisekammer in verschieden große Steintöpfe.
Nun wieder zur Familie J... mit Wolf-Dieter. Ein - bis zweimal am Tag kam der wohlschmeckende Rübensaft auf den Tisch und diente als Brotaufstrich oder in heißer Milch als Honigersatz.
Eines Tages kam Wolf-Dieter ganz aufgelöst zu mir und berichtete von einer Überraschung im Rübensaft. Der Inhalt im Steintopf war zur Neige gegangen und man versuchte, den Rest aus dem Topf zu holen ------- und siehe da, was kam zum Vorschein??? ------ eine durch Zucker gut konservierte neugierige Maus, die in dem Sirup Selbstmord begangen hatte.
Den Schreck und das komische Gefühl in der Magengegend, dass jedes Familienmitglied befiel, kann sich der Leser wohl lebhaft ausmalen.
Eigene Aufzeichnung von Ortsheimatpfleger Heinrich Hagemann 2003
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