Engelnstedt
Ortheimatpflege - Unser Dorf - Geschichten aus der Kriegszeit

Was ein Zigarrenstummel mit Entenbraten

zu tun hat.

 

Am Nordrand des Dorfes befand sich ein Feldweg mit einer dichten Hecke von überwiegend Keileckenbüschen (Holunderbeeren). Dieses war eine natürliche Grenze zu den sich anschließenden Gärten. Hier verkrochen Wolf-Dieter und ich uns oft sonntags nach dem Mittagessen, wenn es im Dorf überall ruhig wurde, um als Heranwachsende (1947-1948) einiges auszuprobieren.

Zunächst schnitten wir trockene, mit Mark gefüllte Zweige in Zigarettenlänge, stocherten mit einer langen Nadel und mit einem Draht ein Loch längs durch das Mark und zündeten sie als Zigarette an. Es qualmte mächtig aber schmeckte fürchterlich.

Diese Versuche wollten uns nicht behagen und so hatte Wolf-Dieter eine tolle Idee (an Zigaretten kamen wir zu der Zeit nicht heran) und  brachte nächsten Sonntag von seinem Vater ausgelutschte Zigarrenstummel mit in unser Versteck in der Hecke. Nachdem wir uns vergewissert hatten, dass wir unbeobachtet sind, zündeten wir die Dinger an und jeder von uns zog mit sichtbarem Vergnügen an solch einem hochkonzentrierten Stummel.

Von weitem hätte man denken können, die Hecke brennt. Doch oh Schreck, nach einigen Zügen bekam ich so das Husten, dass mir ganz schwindelig und darauf hundeelend wurde. Wie Wolf-Dieter diese Gewaltkur überstanden hat, weiß ich nicht mehr.

Ich jedenfalls schlich mich nach Hause. Dort erwischte mich meine Mutter, weil ich mich übergeben musste und sie wollte wissen, was ich gemacht hätte. Als Erklärung hatte ich  vorzubringen, dass es wohl nur der Entenbraten vom Mittag gewesen sein konnte!

Dieser Vorfall war mir solch eine Lehre fürs weitere Leben, dass ich nie wieder eine Zigarette geschweige denn eine Zigarre geraucht habe.


Zusammengetragen von Ortsheimatpfleger Heinrich Hagemann 2002

 

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