Engelnstedt
Ortheimatpflege - Unser Dorf - Geschichten aus der Kriegszeit

Die rote Turnhose und der gewendete Schulanzug

 

In den letzten Jahren des Krieges wurde die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Bekleidung immer schlechter.

Ich war 1943 Mitbegründer der Oberschule für Jungen in Lebenstedt. Nach Kriegsende und einer Pause war Neubeginn des Unterrichts im Frühjahr 1946.

Die allgemeine Versorgungslage hatte sich noch weiter verschlechtert, außerdem war ich um einiges gewachsen und meine Schulsachen waren abgetragen.

So wurde mir von unserem Schneider im Dorf ein neuer (alter) Schulanzug aus einem alten abgelegten Anzug meines Vaters gearbeitet. Dazu wurde der Anzug vollständig aufgetrennt, der Stoff gewendet und für mich neu zugeschnitten. Nach mehrmaligem Anprobieren hatte ich auf diese Weise einen (fast) neuen Anzug für die Schule. 

Außerdem bekam ich aus einer schwarz gefärbten Wehrmachtsuniform eine Joppe, die mir auf dem Weg zur Schule bei Wind und Wetter auf dem Fahrrad gute Dienste leistete.

Mit der knallroten Turnhose aus unserer Hakenkreuzfahne war ich zwar überhaupt nicht einverstanden, aber was sollte ich machen, es gab im Moment nichts Besseres.

 

Eigene Aufzeichnung von Ortsheimatpfleger Heinrich Hagemann 2004

 

Designed&programed by Hagemann, Germany, 2018